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Planetes - Frankie Gao                                  by/von Lavinia Rosen

Was Sie sehen, ist die schlichte Schönheit der Natur: Nur Ozean und Himmel, soweit das Auge reicht. Der Blick findet Halt an der zarten Linie des Horizonts in dem Wissen, dass die Unendlichkeit dahinter weitergeht.

Beim Betrachten der Bleistift- und Kohlezeichnung der Chinesischen Künstlerin Frankie Gao wird man automatisch ruhig, zum einen aus Ehrfurcht vor ihrem immensen Können Eisberge, Gebirgsketten sowie Meere in authentischer Weise darzustellen, zum anderen aufgrund der kontemplativen Monotonie der bezeichneten Ausblicke in unendliche Weiten. Dabei spielt insbesondere der Blick in den Himmel eine zentrale Rolle in Gaos Kunstwerken. Getrieben von unstillbaren Wissensdurst, beschäftigt sich die Künstlerin mit den Disziplinen Science Fiction, Astronomie und Quantenphysik. Planeten, Sternenbilder und Konstellationen finden Eingang in ihren Bildern. Ob weiße Punkte im schwarzen Nachthimmel oder runde Kreise zum Greifen nah, so klar wie in ihren Zeichnungen sieht man vor lauter Lichtimmission in unseren urbanen Breiten die Sterne selten. Beim Blick in den Sternenhimmel vergegenwärtigt sich die Grenzenlosigkeit des Universums und existentielle Fragen zum Menschlichen Dasein werden geweckt. Gao ist getrieben von Fragen nach dem Ursprung der Menschheit: Was und wer sind wir? Was bedeutet es Mensch zu sein in diesem Universum? Warum sind wir hier?

An aller Anfang stand der Urknall als Beginn des Universums, die Entstehung von Materie, Raum und Zeit aus einer ursprünglichen Singularität, als die Materie- und Energiedichte unendlich war. Im Verhältnis zum Alter des Universums ist die Dauer eines Menschenlebens kürzer als ein Wimpernschlag. Wir Menschen sind nur Staub im Vergleich zur unfassbaren Unendlichkeit des Universums und so hat das Weltall wenig mit irdischen Angelegenheiten und unseren täglichen Anstrengungen zu tun. Diese Vergegenwärtigung unserer Bedeutsamkeit inspiriert Gao dazu, materielle Aspekte des täglichen Lebens zu vergessen und sich ihre eigene Welt zu bauen. Die Entstehung einer jeden Zeichnung ist wie ein Urknall, denn aus der Unendlichkeit der Möglichkeiten beginnt eine jedes Bild mit einem einzigen Strich.

Planeten tauchen immer wieder in den schwarz-weißen Landschaftsbildern von Gao auf. Der Begriff "Planet" geht auf das altgriechische Wort "planetes" für "die Umherschweifenden" zurück, denn am irdischen Firmament ist deutlich sichtbar, dass Planeten sich bewegen. Die Planeten sind Wanderer am Himmelszelt. Auch Frankie Gao ist eine Wanderin, zum einen zwischen den Welten ihrer Herkunft in China und ihrem Leben in Europa, also auch zwischen den Welten der Wissenschaft und der Freiheit der Kunst, zwischen Gedanken über die menschliche Existenz und den unbegreiflichen Kosmos.

Beim Wandern geht es nicht darum ein Ziel zu erreichen, sondern um den Weg – Schritt für Schritt – sich zu erobern. Ähnlich verhält es sich mit den rudimentären Fragen nach dem Wesen des Menschen, nach seinem Ursprung, dem Sinn seines Daseins und die Zukunft seiner Zivilisation, die nicht zu beantworten sind. Am Ende dieser existentiellen Fragen stehen keine Antworten, können keine eindeutig allgemein gültigen Antworten stehen. Doch die Suche nach Erkenntnis, das unnachgiebige Streben nach Wissen, sind wie das Wandern, sind schon Teil der Erkenntnis und unablässiger Antrieb für die Kunst von Frankie Gao und ihre ganz eigene Weltformel zwischen Relativitätstheorie und Quantenphysik.

 

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What you see is simply the beauty of nature: pure ocean and sky as far as the eye can view. The gaze finds its foothold on the delicate line of the horizon knowing that the infinity continues behind it.

Looking at the pencil and charcoal drawing of Chinese artist Frankie Gao, one automatically turns quiet, on the one hand, out of reverence for her immense skill, showing icebergs, mountain ranges and seas as possibly genuine, on the other due to the contemplative monotony of the vistas outlined in infinite expanses. Especially the view into the sky plays a central role in Gao's artworks. Driven by insatiable thirst for knowledge, the artist deals with the disciplines of science fiction, astronomy and quantum physics. Planets, sign of the zodiac and constellations find their way into her drawings. Whether white dots in the black night sky or round circles close enough to touch, as clear as in her drawings, stars are seldom seen in the bright night skies above our urban latitudes. When looking at the starry sky, the boundlessness of the universe is visualized and existential questions about human existence are awakened. Gao is driven by questions about the origin of humanity: what and who are we? What does it mean to be human in this universe? Why are we here?

At the beginning there was the big bang as the beginning of the universe, the emergence of matter, space and time from an original singularity, when matter and energy density were infinite. In proportion to the age of the universe, the duration of a human life is less than a blink of an eye. We humans are only dust in comparison to the unfathomable infinity of the universe and so the universe has little to do with earthly affairs and our daily efforts. This realization of our insignificance inspires Gao to forget the material aspects of everyday life and to build her own world. The emergence of each drawing is like a big bang, because from the infinity of possibilities, each picture begins with and from a single stroke.

Planets appear again and again in the black and white landscape images of Gao. The term planet goes back to the ancient Greek word "planetes" for "the wanderers", representing their movement visible via the earthly firmament. The planets are hikers in the sky. Frankie Gao, too, is a wanderer, on the one hand between the worlds of her origin in China and her life in Europe, that is also between the worlds of science and the freedom of art, between thoughts about human existence and the incomprehensible cosmos.

Hiking is not about reaching a goal, but about conquering the path – step by step. The same is true for the rudimentary questions about the nature of man, its origin, the meaning of existence and the future of civilization, all of which is hard to be answered. At the end of these existential questions there are no answers, no clearly universal answers can be given. But the search for knowledge, the relentless pursuit of knowledge, just like walking, are already part of the cognition and incessant impetus for the art of Frankie Gao and her very own world formula between relativity and quantum physics.

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